Was ist eine Bilanz?
Bilanzen sind ein elementarer Bestandteil der Buchführung und müssen zur Dokumentation, Information und Gewinn- und Verlustrechnung von jedem Unternehmen erstellt sein. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Formen der Bilanz, wie Eröffungsbilanz, Steuerbilanz und Handelsbilanz, die jedoch alle einem sehr ähnlichen Aufbau folgen.
Was versteht man unter dem Begriff „Bilanz“?
In der Bilanz stellt man Vermögen und Kapital eines Unternehmens am sogenannten Bilanzstichtag (meistens der 31.12. eines jeden Jahres) gegenüber. Während im Inventar Vermögensgegenstände mit Wertangabe und Menge aufgelistet sind, gibt man in der Bilanz nur den Wert des jeweiligen Vermögensgegenstands an.
Die Bilanz setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Den Aktiva (Vermögensgegenstände) auf der linken Seite, die zeigen, wie die finanziellen Mittel des Unternehmens eingesetzt sind, und den Passiva (grob gesagt das Kapital), die die Ansprüche der Gläubiger an das Unternehmen (Fremdkapital) sowie die der Unternehmer auflisten. Letztere werden als „Eigenkapital“ bezeichnet und ergeben sich aus der Differenz zwischen dem Vermögen und dem Fremdkapital.
Eine wichtige Regel ist die sogenannte Bilanzgleichung. Sie sagt aus, dass die Bilanz immer ausgeglichen sein muss. Das bedeutet, dass die Summe der Aktiva immer der Summe der Passiva entspricht. Dies ist der Fall, da die Aktivseite die Mittelverwendung angibt, während die Passivseite die Mittelherkunft, also die Schulden des Unternehmens wie Hypotheken und Kredite verzeichnet, die man zur Finanzierung der Vermögenswerte verwendet.
Woraus setzt sich die Bilanz zusammen?
Die (linke) Aktivseite unterteilt sich grob in die beiden Bestandteile Anlagevermögen und Umlaufvermögen. Ersteres sind jene Teile des Unternehmens, die dem Betriebszweck dienen und man nicht veräußert soll. Letzteres sind Vermögensgegenstände, die nicht dauerhaft dem Geschäftsvertrieb dienen und zum Verbrauch, zur Verarbeitung, zur Rückzahlung oder zur kurzfristigen Veräußerung gedacht sind. Hierzu zählen etwa Rohstoffe oder Material, das zur Verarbeitung dient.
Die Passivseite besteht aus den beiden Posten Eigenkapital und Verbindlichkeiten. Das Eigenkapital oder Reinvermögen ist eine rechnerische Größe, die sich ergibt, wenn man die Summe der Schulden vom Vermögen abzieht. Verbindlichkeiten gehören zu den Schulden und bezeichnen die finanzielle Verpflichtungen, die ein Unternehmen gegenüber seinen Gläubigern, also beispielsweise Lieferanten oder Kreditgebern, offen hat.
Aktiv- und Passivseite der Bilanz im Detail
Die drei Bestandteile Anlagevermögen, Umlaufvermögen, und Verbindlichkeiten lassen sich in die Kategorien von Vermögen und finanziellen Verpflichtungen aufteilen.
Die linke Aktiv-Seite der Bilanz lässt sich in Deutschland meistens nach dem folgenden Schema gegliedert:
I. Aktiva
- Anlagevermögen:
- a) immaterielle Vermögensgegenstände wie beispielsweise Patente, Lizenzen und geistiges Eigentum an einem Namen oder einer Marke
- b) Grundstücke und Gebäude
- c) technische Anlagen und Maschinen
- d) Fuhrpark
- e) Ladeneinrichtung
- f) Betriebs- und Geschäftsausstattung
- g) Finanzanlagen wie Aktien, Wertpapiere oder Beteiligungen an anderen Unternehmen
- Umlaufvermögen:
- a) Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, die zur Produktion benötigt werden
- b) unfertige Erzeugnisse
- c) fertige Erzeugnisse
- d) Handelswaren
- e) Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, d.h. finanzielle Verbindlichkeiten für gelieferte Waren und Dienstleistungen, die ein anderes Unternehmen als Schuldner gegenüber dem eigenen Unternehmen hat
- f) sonstige Forderungen
- g) Bankguthaben
- h) Kasse (Bestand an Bargeld)
- Aktive Rechnungsabgrenzungsposten:
Rechnungsabgrenzungsposten (RAPs) sind wichtig, um gemäß der Grundsätze korrekter Buchhaltung Gewinn und Verlust richtig zu verbuchen.
Der Bilanzstichtag, ein bestimmter Zeitpunkt, für den man die Bilanz erstellt (wie beispielsweise der 31. Dezember bei einer Jahresbilanz), trennt dabei Bezahlung und Lieferung einer Leistung.
Ein Beispiel dafür ist die Miete, die quartalsweise im Voraus fällig ist. Die Bezahlung erfolgt also vor der Lieferung der Leistung, was den RAP zu einem aktiven Rechnungsabgrenzungsposten macht.
Wenn mindestens einer der Monate, für den man Miete zahlt, auf einen Zeitpunkt nach dem Bilanzstichtag fällt, muss ein Rechnungsabgrenzungsposten vorhanden sein: Der Betrag, der für die Miete in der Folgeperiode fällig ist, grenzt sich so vom Mietkostenbetrag der Zeit vor dem Bilanzstichtag ab. Somit fällt der Mietaufwand in die beiden Perioden, in denen auch die Leistung erfolgt, und der Aufwand wird korrekt in zwei verschiedenen Perioden bilanziert. Rechnungsabgrenzungsposten löst man in der Folgeperiode (also meist im kommenden Bilanzjahr) auf, indem die Buchung des Betrags auf ein anderes Konto folgt.
Die (rechte) Passivseite einer Bilanz gliedert sich wie folgt:
II. Passiva
- Eigenkapital
Bedingt durch die Natur seiner Bildung durch die Subtraktion der Schulden vom Vermögen kann das Eigenkapital sowohl positiv als auch negativ sein. Im ersten Fall spricht man von einem Gewinn, im zweiten von einem Verlust. Das Eigenkapital ist zudem der Betrag, der die Bilanz ausgleicht.
- Verbindlichkeiten
- a) Hypotheken, also Darlehen, für das Unternehmen als Hypothekennehmer als Pfand Rechte an seiner Immobilie abtritt
- b) Darlehen/Kredite
- c) Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, das heißt Forderungen, die beispielsweise ein anderes Unternehmen für eine erbrachte Leistung oder eine gelieferte Maschine an das eigene Unternehmen stellt
- d) sonstige Verbindlichkeiten
- Passive Rechnungsabgrenzungsposten
Das Gegenstück zur aktiven Rechnungsabgrenzung auf der linken Aktivseite ist der passive Rechnungsabgrenzungsposten auf der rechten Passiv-Seite, bei dem die Lieferung vor der Bezahlung erfolgt ist. Auch hier müssen immer dann, wenn die Zeitraum der Inanspruchnahme der Leistung nicht deckungsgleich mit dem Bilanzzeitraum ist, eine passende Abgrenzung in der Bilanz vorgenommen werden.
Königsdisziplin: Die Bilanzanalyse
Wirklich interessant werden Bilanzen wenn Sie Bilanzen aus mehreren, hintereinander liegenden Jahren vergleichen können. Dies ist typischerweise bei der Beurteilung eines Unternehmens beim Unternehmens-Verkauf im Rahmen einer Due Diligence der Fall.
In solchen Fällen werden Sie in einem digitalen Datenraum die gleich strukturierten Bilanzen mehrerer Jahre sprichwörtlich nebeneinander legen wollen. Dabei sollten Sie auf folgende Bestandteile der Bilanz achten:
- Wie verändert sich der in der Bilanz ausgewiesene Gewinn? Sinkt oder steigt er – oder ist sogar ein Verlust ausgewiesen?
- Wie hat sich das Eigenkapital der Firma verändert? Nimmt es zu oder muss ein Unternehmen mit dem Gewinn aus den Vorjahren einen Verlust im laufenden Jahr kompensieren?
- Wie verändert sich das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital und die daraus resultierende Verschuldungs-Quote des Unternehmens
- Wie hoch sind die Bestände an fertigen Waren sowie die Roh- und Hilfsstoffe im Jahresvergleich? Hat das Unternehmen bereits produzierte Waren „auf dem Hof“ stehen und kann sie nicht verkaufen?
Neben dem Studium der Bilanz sollte man als Käufer beim Erwerb eines Unternehmens natürlich immer auch einen Blick in die Gewinn-und-Verlustrechnung der jeweiligen Bilanzjahre werfen. Weitere Kennzahlen wie etwa die Umsatzrentabilität lassen sich aus einer detaillierteren GuV-Rechnung sehr viel leichter heraus lesen als aus der Bilanz, in der die Zahlen sehr verdichtet dargestellt werden.
Als Teilnehmer einer Kaufprüfung (Due Diligence) müssen Sie die wichtigsten Begriffe im Zusammenhang mit der Analyse von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen im Blick haben. Mehr Begriffe aus Controllung, Buchhaltung und Betriebswirtschaftslehre finden Sie in unserem BWL-Lexikon.
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