Was ist der ROE eines Unternehmens?
Der ROE oder Return-on-Equity gehört zu den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und gibt das Verhältnis zwischen Gewinn und Eigenkapital eines Unternehmens in einem bestimmten Geschäftsjahr an. Diese Kennzahl misst also, wie effizient das Unternehmen sein Eigenkapital einsetzt und spielt eine große Rolle im Value Investing oder wertorientiertem Anlegen. Wichtig sind die Unterschiede zwischen Branchen, Details der Berechnung und das Beachten der Grenzen der Aussagekraft dieser Kennzahl.
Wie ist der Return-on-Equity definiert?
Der Return-on-Equity oder auf deutsch die Eigenkapitalrendite zieht zwei Zahlen als Ausgangsbasis heran. Die erste ist der Gewinn und zwar nach allen Kosten, Steuern und Zinsen. Es handelt sich also um den Reingewinn. Die zweite Zahl ist das Eigenkapital, also die Vermögenswerte des Unternehmens abzüglich seiner Verbindlichkeiten. Dieser Wert ist nicht direkt messbar und ergibt sich in der Bilanz als Ergebnis der Bewertungen des Vermögens und der Schulden. Da diese Bewertung nicht exakt möglich ist, besteht ein Spielraum in der Ermittlung des Return-on-Equity.
Ist ein Plus erkennbar?
Im DuPont Kennzahlensystem wird eine feinere Aufteilung vorgenommen. Zuerst werden drei Verhältnisse bestimmt. Das erste ist die Gewinnmarge, also der Nettogewinn geteilt durch den Umsatz. Das zweite ist der Kapitalumschlag und damit das Verhältnis von Umsatz zum Gesamtkapital. Die dritte Verhältniszahl ist die Verschuldung, die sich aus der Division des Gesamtkapitals geteilt durch das Eigenkapital ergibt. Multipliziert man diese drei Verhältniszahlen miteinander, ergibt sich wiederum der oben definierte Return-on-Equity. Die drei Faktoren erlauben aber eine differenziertere Beurteilung, wo und wie dieser Return erwirtschaftet wird.
Unterschiede zwischen Branchen
Der Kapitalbedarf ist je nach Branche stark verschieden und deshalb auch der ROE. Ein Unternehmen in einem innovativen Geschäftsfeld mit wenig Kapitalbedarf hat tendenziell einen höheren Return-on-Equity, aber auch ein höheres Risiko. Dagegen sind etablierte Branchen mit hohem Kapitalbedarf eine stabilere Investition, obwohl die Kennzahl für sie kleiner ist.
Der Return-on-Equity als Kennzahl für die Analyse eines Unternehmens
Die Kennzahl misst, wieviel Ertrag ein Unternehmen aus seinem Eigenkapital erwirtschaftet. Für Investoren ist das von zentraler Bedeutung, weil sie ja das Eigenkapital zur Verfügung stellen. Ihr Ziel ist, den ROE so weit wie möglich zu steigern. Investoren verfolgen den Verlauf der Entwicklung dieser Kennzahl für ein bestimmtes Unternehmen über mehrere Jahre und auch für verschiedene Unternehmen im selben Jahr. Das Management hat einige Möglichkeiten, den Wert des ROE zu manipulieren. Eine Methode ist die bewusste Unterbewertung von Vermögenswerten in der Bilanz. Lesen Sie hier alles zur Unterbewertung.
Das sind die sogenannten stillen Reserven, mit denen sich der ROE verändern lässt. Die Grenze zwischen unternehmerischer Entscheidung und bewusster Veränderung einer Kennzahl ist oft fließend. Die Unternehmensführung kann auch die Lieferung eines Investitionsguts so vereinbaren, dass die Wirkung der entsprechenden Zahlung erst im folgenden Geschäftsjahr eintritt und so der ROE im laufenden Jahr noch besser aussieht. Ob es sich dabei um eine Täuschung handelt, lässt sich nur im Einzelfall beurteilen. Es ist aber klar, dass schon diese Punkte als Grund ausreichen, den ROE nicht als einzige interessante Kennzahl eines Unternehmens zu betrachten.
Die Interpretation des ROE
Der ROE ist eine Verhältniszahl, die mit zunehmendem Gewinn ansteigt. Eine Steigerung tritt aber genauso ein, wenn das Eigenkapital geringer wird. Desgleichen vermindert ein steigendes Eigenkapital den ROE, obwohl eine solche Steigerung grundsätzlich positiv ist.
Ein mögliches Problem ist ein sehr geringes Eigenkapital. Das Unternehmen hat viel Fremdkapital aufgenommen und ist stark verschuldet. Damit geht ein hoher ROE einher, der aber keine Aussage über die wenig stabile Aufstellung des Unternehmens treffen kann. Der ROE berücksichtigt also die Kapitalstruktur einer Firma nicht.
Welchen Anteil hat das Eigenkapital?
Für Eigenkapital besteht keine Rückzahlungsverpflichtung, für Fremdkapital natürlich schon. Das bedeutet, dass ein Investor zusammen mit einer hohen Eigenkapitalrendite auch eine riskantere Investition tätigt. Um auch über die Finanzierung eine Aussage treffen zu können, kann man eine andere Kennzahl heranziehen. Eine mögliche Wahl ist der ROA oder Return-on-Assets. Dieser berechnet sich als das Verhältnis von Gewinn und Gesamtkapital. Indirekt spielt das Verhältnis von Gesamtkapital zu Eigenkapital auch im erwähnten Du-Pont Kennzahlensystem eine Rolle. Die Beurteilung dieses Faktors bei der Berechnung des ROE bildet genau diesen Punkt ab. Hier lesen Sie mehr über das Du-Pont-System.
Wichtig: Über längeren Zeitraum beobachten!
Für die Einschätzung des ROE ist es auch von Interesse, den Verlauf der Kennzahl über eine längere Periode zu betrachten und zwar auch im Zusammenhang mit der Profitabilität des Unternehmens. Hat die Firma Verluste erlitten und so ihr Eigenkapital verringert, lassen erste wieder erzielte Gewinne den Wert des ROE stark ansteigen. Die Entwicklung ist zwar an sich positiv, aber wahrscheinlich weniger gewichtig, wie wenn man die vorher gemachten Verluste gar nicht berücksichtigt. Es gibt dazu auch ganze Bereiche der Geldflüsse im Unternehmen, die der ROE überhaupt nicht erfasst. Dazu gehört eine Analyse der tatsächlichen Zahlungsflüsse oder des Cashflow.
Welches Geld fließt tatsächlich zu?
Ganz allgemein hat es sich über viele Jahrzehnte gezeigt, dass es keine einzige Unternehmenskennzahl gibt, die für eine Investitionsentscheidung ausreicht. In gewisser Weise wäre das auch ein innerer Widerspruch, denn dann würde jeder Investor für jede Investition in ein börsennotiertes Unternehmen einfach diese Kennzahl vergleichen. Der Vorteil für den einzelnen Investor würde dann ganz von selbst verschwinden. Ein Investor will aber auf seine Investition mindestens einen ROE sehen, der mit der Rendite auf dem Kapitalmarkt vergleichbar ist. Diese ist in Zeiten extrem niedriger Zinsen allerdings geradezu vernachlässigbar. Das ist der Grund, warum heute viele Unternehmen noch weiter finanziert werden, die mit höheren Zinsen nie überleben könnten.
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