Was ist ein Kalkulationsschema?
Bei einem Kalkulationsschema werden mithilfe eines bestimmten Schemas Kosten kalkuliert, die aufgrund einer erzeugten Leistung entstehen. Das Kalkulationsschema kann auch als Kostenträgerstückrechnung bezeichnet werden. Im Allgemeinen zeigt die Berechnung, wie hoch die einzelnen Kosten im Vergleich zu den Gesamtkosten für ein bestimmtes Produkt sind. Abhängig von der Fertigungsart und dem Ziel der Kostenberechnung werden verschiedene Kalkulationsverfahren genutzt. Sowohl Industrie- und Handelsunternehmen nutzen die sogenannte Zuschlagskalkulation, bei welcher summarisch und differenzierend vorgegangen wird, um die gesuchten Werte zu ermitteln. Innerhalb der Zuschlagskalkulation werden drei verschiedene Kalkulationsarten unterschieden:
- die Vorwärtskalkulation
- die Rückwärtskalkulation
- die Differenzkalkulation
Die Vorwärtskalkulation als Kalkulationsschema
Als Ausprägung der Handelskalkulation wird mithilfe der Vorwärtskalkulation der Verkaufspreis
Die Kalkulation wird auf drei Arten aufbereitet
ermittelt. Ausgangslage ist stets der Einkaufspreis. Über verschiedene Berechnungen ist eine Überleitung zum Verkaufspreis möglich. Prinzipiell umfasst die Vorwärtskalkulation drei Zwischensummen. Hierzu zählen:
- der Einstandspreis der Handelsware über die Bezugskalkulation
- der Einstandspreis inklusive aller Gemeinkosten über die Selbstkostenkalkulation
- der Listenverkaufspreis über die Verkaufskalkulation
Nachfolgend ein Berechnungsbeispiel für die Vorwärtskalkulation:
Listeneinkaufspreis = 250,00 EUR
– Lieferantenrabatt = 5% = –12,50 EUR
= Zieleinkaufspreis = 237,50 EUR
– Lieferantenskonto = 3% = –7,13 EUR
= Bareinkaufspreis = 230,37 EUR
+ Bezugskosten = 11,80 EUR
= Einstandspreis (Bezugspreis) = 242,17 EUR
+ Gemeinkosten = 40% = 96,87 EUR
= Selbstkosten = 339,04 EUR
+ Gewinnzulage = 30% = 101,71 EUR
= Barverkaufspreis = 440,75 EUR
+ Kundenskonto = 2% = 8,82 EUR
= Zielverkaufspreis = 449,57 EUR
+ Kundenrabatt = 10% = 44,96 EUR
= Listenverkaufspreis (netto) = 494,53 EUR
+ Umsatzsteuer = 19% = 93,96 EUR
= Listenverkaufspreis (brutto) = 588,49 EUR
Bei den angegebenen Bezugskosten handelt es sich um sämtliche Positionen, die für den Transport vom Lieferanten anfallen. Die Gemeinkosten umfassen beispielsweise die Kosten für Geschäftsräume, für die Miete, Energiekosten und mehr.
Die Rückwärtskalkulation als Kalkulationsschema
Bei der Rückwärtskalkulation wird im Vergleich zur Vorwärtskalkulation nicht vom Listeneinkaufspreis ausgegangen. Stattdessen beginnt die Berechnung bei dem Listenverkaufspreis. Notwendig ist ein solches Kalkulationsschema, wenn spezielle Konkurrenzsituationen auftreten. Ziel ist es, den Mindest-Einkaufslistenpreis für eine Ware zu ermitteln, um alle Kosten zu decken und gleichzeitig einen Gewinn zu erzielen.
Nachfolgend ein Berechnungsbeispiel für die Rückwärtskalkulation:
Listenverkaufspreis (netto) = 494,53 EUR
Wie funktioniert die Rückwärtskalkulation?
– Kundenrabatt = 10% = 49,45 EUR
= Zielverkaufspreis = 445,08 EUR
– Kundenskonto = 2% = 8,90 EUR
= Barverkaufspreis = 436,18 EUR
– Gewinnzulage = 30% = 130,85 EUR
= Selbstkostenpreis = 305,33 EUR
– Gemeinkosten = 40% = 122,13 EUR
= Einstandspreis = 183,20 EUR
– Bezugskosten = 11,80 EUR
= Bareinkaufspreis = 171,40 EUR
– Lieferantenskonto = 3% = 5,14 EUR
= Zieleinkaufspreis = 166,26 EUR
– Lieferantenrabatt = 5% = 8,31 EUR
= Listeneinkaufspreis = 157,95 EUR
Der Listeneinkaufspreis darf demnach nur 157,95 EUR betragen, damit das jeweilige Unternehmen konkurrenzfähig bleibt, sämtliche mit dem Produkt verbundenen Kosten deckt und weiterhin seinen angestrebten Gewinn in Höhe von 30% erzielt.
Die Differenzkalkulation als Kalkulationsschema
Bei der Differenzkalkulation handelt es sich um eine Kombination von Vorwärts- und Rückwärtskalkulation. Vom Listeneinkaufspreis bis hin zu den Selbstkosten findet eine Vorwärtskalkulation statt. Vom Nettoverkaufspreis bis hin zum Barverkaufspreis wird dagegen rückwärts gerechnet. Zwischen den beiden Rechnungen entsteht eine Differenz, die einerseits einen Verlust, andererseits einen Gewinn darstellen kann. Mithilfe der Differenzkalkulation kann schnell und einfach ermittelt werden, ob ein Gewinn möglich ist, sprich: ob die Ware rentabel ist. Lesen Sie hier alles zu Selbstkosten.
Nachfolgend ein Berechnungsbeispiel für die Differenzkalkulation:
Listeneinkaufspreis = 250,00 EUR
– Lieferantenrabatt = 5% = 12,50 EUR
= Zieleinkaufspreis = 237,50 EUR
– Lieferantenskonto = 3% = 7,13 EUR
= Bareinkaufspreis = 230,37 EUR
+ Bezugskosten = 11,80 EUR
= Bezugspreis = 242,17 EUR
+ Gemeinkosten = 40% = 96,87 EUR
= Selbstkostenpreis = 339,04 EUR
Bruttoverkaufspreis = 494,53 EUR
– Kundenrabatt = 10% = 49,45 EUR
= Zielverkaufspreis = 445,08 EUR
– Kundenskonto = 2% = 8,90 EUR
= Barverkaufspreis = 436,18 EUR
Die Differenz zwischen Barverkaufspreis und Selbstkostenpreis beträgt 97,14 EUR (436,18 EUR – 339,04 EUR) und somit 22,27%. Die angestrebten 30% werden damit zwar nicht erreicht, für das Unternehmen könnte das ausgewählte Produkt dennoch profitabel sein.
Fazit: Mit dem Kalkulationsschema unterschiedliche Bezugsgrößen berechnen
Unternehmen aus der Wirtschaft kennen unterschiedliche Kalkulationsschemata. Zur Berechnung des möglichen Verkaufspreises bietet sich die Vorwärtskalkulation an. Diese Methode ist vor allem dann zu empfehlen, wenn
Welche Kalkulationsart ist die beste?
lediglich eine geringe oder gar keine Marktkonkurrenz herrscht. Bei der Vorwärtskalkulation können Unternehmen eigenständig einen angestrebten Gewinn in prozentualer Höhe berücksichtigen. In diesem Kontext sind sie weder von dem Einkaufspreis noch von der Marktsituation abhängig. Anders ist das bei der Rückwärtskalkulation.
Diese empfiehlt sich, sofern eine besondere Konkurrenz am Markt herrscht. Mithilfe der Rückwärtskalkulation können Unternehmen den maximalen Einkaufspreis ermitteln – also den Preis, den sie maximal bereit sind, für das jeweilige Produkt im Einkauf zu bezahlen. Der Gewinn lässt sich durch die Rückwärtskalkulation weiterhin entsprechend hoch halten. Ziel dieser Kalkulationsart ist es somit, mit möglichst geringen Kosten zu arbeiten. Abschließend gibt es die Differenzkalkulation, die sich ausschließlich zur Ermittlung des potenziellen Gewinns anbietet. Die Differenzkalkulation ist eine Kombination von Vorwärts- und Rückwärtskalkulation.
Vom Listeneinkaufspreis bis hin zu den Selbstkosten wird vorwärts gerechnet. Vom Bruttoverkaufspreis bis zum Barverkaufspreis rückwärts. Durch diese Rechnungsmethode entsteht eine Differenz, die sich anschließend als möglicher Gewinn oder als potenzieller Verlust ausweisen lässt. Mithilfe der Differenzkalkulation können Unternehmen bereits vorab kalkulieren, ob ein Produkt für das eigene Unternehmen wirklich profitabel ist oder möglicherweise zu Einbußen führt.