Was ist eine SE?
Unter den Startups entscheiden sich immer mehr Unternehmen für die Rechtsform der Europäischen Aktiengesellschaft (SE). Zwischen dieser Rechtsform und der klassischen Kapitalgesellschaft gibt es viele Gemeinsamkeiten. Aber es bestehen auch Unterschiede, aus denen spezifische Vorteile der SE resultieren. Diese sind sowohl wirtschaftlicher als auch psychologischer Art. Hier erfahren Sie, warum sich viele Unternehmen für die Form der Europäischen Aktiengesellschaft entscheiden und was diese Rechtsform kennzeichnet.
Definition SE
Die Abkürzung SE steht für „Societas Europaea„. Dabei handelt es sich um eine Europäische Aktiengesellschaft, auch Europa AG genannt. Dies ist eine Rechtsform für Aktiengesellschaften in der EU und im gesamten europäischen Wirtschaftsraum. Mit dieser Rechtsfigur ist die Gründung von Gesellschaften nach nahezu einheitlichen Rechtsprinzipien möglich.
Entstehung und gesetzliche Grundlage
Die Europäische Aktiengesellschaft stellt eine eigene Rechtspersönlichkeit dar. Diese Rechtsform entwickelte sich im Jahr 2001. Die EU-Verordnung zur Europäischen Aktiengesellschaft trat im Oktober 2004 in Kraft. Diese EU-Verordnung beschränkt sich auf einzelne Regelungen, die sich jeweils durch nationales Recht ergänzen. Maßgeblich dafür ist, in welchem EU-Mitgliedsland die Firma ihren Sitz hat. Nach dem nationalen Recht entscheidet sich auch die Besteuerung eines Unternehmens mit der Rechtsform der Europäischen Aktiengesellschaft.
Merkmale einer SE
In vielerlei Hinsicht entspricht die Europäische Aktiengesellschaft der klassischen Aktiengesellschaft. Die SE ist
AG oder SE?
ebenfalls eine Kapitalgesellschaft. Das Grundkapital einer Europäischen Aktiengesellschaft muss in Aktien zerlegt sein. Diese werden auch an der Börse gehandelt. Die Übertragung von Aktien erfolgt nach nationalen Regelungen. Das Mindestkapital beträgt 120.000 Euro. Dies ist deutlich mehr als bei einer AG (50.000 Euro) und einer GmbH (25.000 Euro). Die Aktionäre sind Mitglieder der Hauptversammlung und haften bis zur Höhe des jeweiligen gezeichneten Kapitals. In Deutschland haben sich inzwischen rund 400 Unternehmen für diese Rechtsform entschieden. Von den 30 DAX-Unternehmen haben sechs die Rechtsform der Europäischen Aktiengesellschaft. Lesen Sie hier alles zum Dax.
Vorteile der SE
Trotz vieler Gemeinsamkeiten zwischen der Europäischen Aktiengesellschaft und der deutschen AG gibt es einige Gründe, warum eine Europäische Aktiengesellschaft vorteilhaft ist.
Grenzüberschreitende wirtschaftliche Aktivität wird erleichtert
Unternehmen, die in mehreren EU-Ländern präsent sein wollen, brauchen als Europäische Aktiengesellschaft nicht mehr in jedem Land eine Tochtergesellschaft zu gründen. Stattdessen können sie jeweils Niederlassungen einrichten. Grenzüberschreitende Mergers & Acquisitions (M&A)-Transaktionen sind daher vereinfacht möglich. Die Gewinnverteilung in den einzelnen Ländern ist somit wesentlich einfacher, ohne dass aufwändige Ausschüttungen erforderlich sind.
Freie Auswahl des Hauptsitzes innerhalb der EU
Der Hauptsitz einer Europäischen Aktiengesellschaft lässt sich innerhalb der EU frei wählen. Eine SE kann ihren Sitz jederzeit in einen anderen Mitgliedstaat verlagern. In der Folge ändern sich rechtliche Rahmenbedingungen. Hieraus kann man wirtschaftliche Vorteile generieren. Nationale Steuergesetze lassen sich allerdings nicht ohne weiteres umgehen.
Mehr Flexibilität bezüglich der Struktur
Wer trifft die Entscheidungen?
Während bei einer AG Vorstand und Aufsichtsrat obligatorisch sind, können bei der Europäischen Aktiengesellschaft die Funktionen von Vorstand und Aufsichtsrat in einem Organ gebündelt werden. Diese Struktur ist für ausländische Investoren oft attraktiver, da diese in den angelsächsischen Ländern üblich ist. Die monistische Struktur ist aber nur eine Option. Eine SE kann sich auch für die in Kontinentaleuropa übliche Struktur mit Vorstand und Aufsichtsrat entscheiden.
Bezüglich der Mitbestimmung darf eine Europäische Aktiengesellschaft von den nationalen Regelungen abweichen. Im Einvernehmen zwischen Unternehmensführung und Arbeitnehmervertretung können eigene Regelungen über die Mitbestimmung getroffen werden. Wenn die Anzahl der Arbeitnehmer sich nach dem Inkrafttreten einer solchen Vereinbarung ändert, hat dies per se keine Auswirkungen auf die Mitbestimmungsregelungen.
Psychologische Wahrnehmung und Image
Die Europäische Aktiengesellschaft ist mit einem positiven Image verbunden, da mit der Wahl dieser Rechtsform Weltoffenheit zum Ausdruck gebracht wird. Einem solchen Unternehmen werden oft mehr kulturelle Kompetenzen und eine höhere Flexibilität zugetraut. Im Wettbewerb können sich Unternehmen auf diese Weise von der Konkurrenz absetzen.
Gründung einer SE
Im Vergleich zur Gründung einer klassischen Aktiengesellschaft ist die Gründung einer Europäischen Aktiengesellschaft etwas aufwändiger. Eine SE kann nicht unmittelbar, sondern allein durch eine bereits bestehende Gesellschaft gegründet werden. Laut EU-Verordnung existieren vier Optionen für die Gründung. Davon sind zwei Modelle weit verbreitet.
- der Formwechsel einer AG in eine Europäische Aktiengesellschaft und
- die Verschmelzung zweier Aktiengesellschaften aus verschiedenen EU-Mitgliedstaaten zu einer Europäischen Aktiengesellschaft
Voraussetzung bei beiden Varianten ist, dass das Unternehmen zum Zeitpunkt der Gründung der SE bereits als AG geführt ist. Daher ist ein Startup mit der Rechtsform der GmbH gehalten, sich zunächst in eine Aktiengesellschaft
Was muss ein Startup haben, um als SE auftreten zu können?
umzuwandeln. In beiden Varianten ist ein Verfahren zur Mitarbeiterbeteiligung durchzuführen. Dabei verhandelt die Geschäftsführung der zukünftigen Europa AG mit der Arbeitnehmervertretung über die Mitbestimmungsregelungen im Aufsichtsorgan.
Für wen ist die SE geeignet?
Aufgrund des relativ hohen Mindestkapitals eignet sich die SE vor allem für mittlere und große Unternehmen. Auch für kleinere Unternehmen mit einem starken und schnellen Wachstum kann diese Rechtsform vorteilhaft sein. Die Kosten im Zuge der Umwandlung lohnen sich oft mittel- bis langfristig. Wenn Personengesellschaften einen Börsengang planen, ist es häufig sinnvoll, die Option der Europa AG zu prüfen.
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