Der juristische Alltag ist für viele Anwälte, Notare und Syndici von einer erdrückenden Last an Routinetätigkeiten geprägt. Das Sichten von Aktenbergen, die Beantwortung repetitiver E-Mails und die Erstellung von Standarddokumenten fressen wertvolle Zeit, die an anderer Stelle für die strategische Mandatsberatung und die Lösung komplexer Rechtsprobleme fehlt.
In dieses Szenario bricht die generative Künstliche Intelligenz (KI) als das, was viele Experten als den lang erwarteten „Wendepunkt“ für die Rechtsbranche bezeichnen. KI-Systeme und große Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) sind nicht mehr nur ein Nischen-Tool, sondern ein „Game Changer. Sie bieten das transformative Potenzial, die Effizienz bei der juristischen Recherche, der Vertragsanalyse im Due-Diligence-Prozess und bei der Erstellung von Schriftsätzen radikal zu steigern.
Die Diskussion im Rechtsmarkt hat sich daher rasant verschoben. Die Frage lautet nicht mehr ob KI die juristische Arbeit unterstützen wird, sondern wie sie es tut. Während Kanzleien und Rechtsabteilungen beginnen, das immense Potenzial dieser Technologie zu erkennen , rückt eine neue, menschliche Fähigkeit in den Mittelpunkt des Erfolgs: das „Legal Prompting“ (KI-Prompts für Juristen)
Die Fähigkeit, einer KI präzise und kontextreiche Anweisungen zu geben – sogenannte Prompts – wird zur entscheidenden Kompetenz für Juristen. Dabei handelt es sich nicht um eine rein technische Fähigkeit, sondern um die logische Weiterentwicklung der juristischen Kernkompetenz: dem präzisen und unzweideutigen Umgang mit Sprache.
Dieser Leitfaden ist mehr als eine bloße Liste von Beispiel KI-Prompts für Juristen. Er bietet ein strukturiertes Framework, das Juristen befähigt, effektive Anweisungen zu formulieren. Er liefert einen umfassenden Katalog mit über 100 praxiserprobten Prompts für den Kanzleialltag. Und – was für die Zielgruppe der Juristen von existenzieller Bedeutung ist – er bietet einen klaren Kompass für die sichere und Compliance-konforme Nutzung dieser revolutionären Technologie.
2. Was ist „Legal Prompting“? Die Kunst der präzisen Anweisung
„Legal Prompting“ ist die Disziplin, generative KI-Modelle durch präzise, kontextbezogene und spezifisch formulierte Anweisungen (Prompts) zu steuern. Das Ziel ist, qualitativ hochwertige, relevante und im Idealfall juristisch fundierte Ergebnisse zu erzielen.
Im Kern gilt die alte IT-Regel: „Garbage In, Garbage Out“. Ein unklarer, fauler oder mehrdeutiger Prompt führt unweigerlich zu irrelevanten, ungenauen oder sogar faktisch falschen Antworten. Für Juristen, deren Arbeit auf Präzision beruht, ist dies inakzeptabel.
Ein guter juristischer Prompt ist vergleichbar mit einem präzisen Auftrag an einen hochqualifizierten wissenschaftlichen Mitarbeiter: Je klarer der Kontext, die Erwartungshaltung und das gewünschte Format definiert sind, desto besser wird das Ergebnis.
Das „Schlecht vs. Gut“-Prinzip
Der Unterschied in der Qualität des Ergebnisses ist dramatisch, wie folgendes Beispiel zeigt:
| Schlechter Prompt | Guter Prompt |
| „Fasse diesen Vertrag zusammen.“ | „Handle als erfahrener deutscher M&A-Anwalt mit Spezialisierung auf ‚Reps and Warranties‘. Ich gebe dir einen 80-seitigen Share Purchase Agreement (SPA). Identifiziere und fasse die folgenden Punkte in einer Tabelle zusammen: 1. Sämtliche Haftungsklauseln (insbesondere ‚Caps‘ und ‚Baskets‘). 2. Alle Bedingungen für das Closing (‚Conditions Precedent‘). 3. Alle nachvertraglichen Wettbewerbsverbote.“ |
Der schlechte Prompt ist eine Aufforderung. Der gute Prompt ist eine Anweisung. Er liefert Kontext, eine Rolle und ein klares Ausgabeformat, was die KI zwingt, ihr Wissen spezifisch anzuwenden.
Die 4 Säulen von KI-Prompts für Juristen
Um konsistent hochwertige Ergebnisse zu erzielen, hat sich in der Praxis ein Framework bewährt, das auf vier Säulen basiert
- K (Kontext): Dies ist der wichtigste Teil. Die KI muss wissen, in welchem Universum sie sich bewegt.
- Rechtsordnung: „Nach deutschem BGB“, „Unter Berücksichtigung der DSGVO“, „Gemäß der Rechtsprechung des BGH“.
- Sachverhalt: „Mein Mandant ist Vermieter…“, „Es handelt sich um einen B2C-Sachverhalt“.
- Zielgruppe: „Erkläre es für einen Laien-Mandanten“, „Formuliere es für einen gegnerischen Anwalt“.
- A (Aufgabe/Aktion): Was genau soll die KI tun? Seien Sie präzise mit Ihren Verben.
- Statt „Schau dir das an“: „Analysiere“, „Entwirf“, „Fasse zusammen“, „Vergleiche“, „Identifiziere Risiken“, „Übersetze“.
- R (Rolle/Persona): Dies ist ein „Super-Prompt“, um die Qualität des Outputs massiv zu steigern. Weisen Sie der KI eine Expertenrolle zu.
- „Handle als Richter am OLG München…“
- „Agiere als gegnerischer Anwalt und identifiziere die Schwachstellen meiner Argumentation“.
- „Sei ein erfahrener Datenschutzbeauftragter…“
- „Du bist ein Fachanwalt für Arbeitsrecht…“.
- F (Format/Output): Wie soll das Ergebnis präsentiert werden? Ohne Anweisung wählt die KI das Standardformat (Fließtext).
- „Als E-Mail an den Mandanten.“
- „Als internes Memo.“
- „Als Tabelle mit den Spalten ‚Risiko‘ und ‚Handlungsempfehlung‘.“
- „In Stichpunkten“.
Juristische „Prompt-Operatoren“ für den Werkzeugkasten
Bestimmte Befehle, oft in Großbuchstaben geschrieben, agieren als Modifikatoren, um den Output der KI zu steuern. Die folgende Tabelle zeigt generische Operatoren und ihre spezifische juristische Anwendung:
| Operator | Generische Bedeutung | Juristische Anwendung (Beispiel-Prompt) |
ACT AS |
Übernimm eine Rolle/Persona. | ACT AS ein Fachanwalt für Erbrecht. Erkläre die Unterschiede zwischen einem Vermächtnis und einer Erbeinsetzung. |
ELI5 |
„Explain Like I’m 5“ (Erkläre es extrem einfach). | ELI5: Erkläre den Unterschied zwischen Besitz und Eigentum für einen Mandanten ohne juristische Vorbildung. |
TLDR / EXEC SUMMARY |
„Too Long; Didn’t Read“ (Sehr kurze Zusammenfassung). | EXEC SUMMARY: Erstelle eine Management-Zusammenfassung (max. 100 Wörter) des folgenden BGH-Urteils. |
CHECKLIST |
Gib das Ergebnis als Checkliste aus. | CHECKLIST: Erstelle eine Prüfliste für eine DSGVO-konforme Website (Impressum, Datenschutzerklärung, Cookie-Banner). |
STEP-BY-STEP |
Gib eine schrittweise Anleitung. | STEP-BY-STEP: Erkläre den Ablauf einer ordentlichen Kündigung eines Wohnraummietvertrags durch den Vermieter nach deutschem Recht. |
FRICTION SIMULATION |
Simuliere Gegenwind oder Gegenargumente. | FRICTION SIMULATION: Ich argumentiere, dass [Argument X] gilt. ACT AS gegnerischer Anwalt und bringe die drei stärksten Gegenargumente. |
USE PRIOR (Follow-up) |
Beziehe dich auf deine vorherige Antwort. | (Nach einer Antwort der KI): „Das ist gut. Gehe nun detaillierter auf Punkt 3 ein und finde relevante Rechtsprechung.“. |
3. Der „Elefant im Raum“: Warum öffentliches ChatGPT für Juristen tabu ist
Die verlockende Einfachheit und die beeindruckenden Fähigkeiten öffentlicher KI-Tools (wie der frei zugänglichen Version von ChatGPT, Claude oder anderen) bergen für Juristen, Notare und Steuerberater existenzielle, nicht verhandelbare Risiken. Bevor auch nur ein einziger Prompt ausprobiert wird, muss dieser „Elefant im Raum“ klar benannt werden.
Die unreflektierte Nutzung dieser Tools mit mandantenbezogenen Daten ist keine juristische Grauzone, sondern ein klarer Verstoß gegen Kernpflichten des Berufsstandes.
Risiko 1: Der Bruch der Verschwiegenheit (DSGVO & § 43a BRAO)
Die Eingabe von jeglichen mandantenbezogenen Daten – seien es Namen, Vertragsdetails, Sachverhalte oder auch nur scheinbar harmlose Fakten – in öffentliche KI-Modelle stellt einen klaren Bruch der Berufspflichten dar.
- Anwaltliche Verschwiegenheit (§ 43a BRAO): Diese Pflicht ist absolut. Die Weitergabe von Mandantengeheimnissen an einen Dritten (hier: der KI-Anbieter wie OpenAI) ohne explizite, informierte Einwilligung ist ein schwerwiegender Verstoß.
- Datenschutz (DSGVO): Es handelt sich um eine unzulässige Datenverarbeitung. Die Server der meisten Anbieter stehen in den USA, was ein problematischer Drittstaatentransfer ist. Die Rechtsgrundlage für die Verarbeitung dieser hochsensiblen Daten fehlt gänzlich.
- Trainingsdaten: Öffentliche KI-Modelle nutzen Eingaben potenziell, um ihre Modelle zu trainieren. Einmal eingegebene Mandantendaten könnten theoretisch in den Antworten an andere Nutzer wieder auftauchen.
- Dieser „Datenschutz-Albtraum“ ist das größte Hindernis für den KI-Einsatz in Kanzleien.
Risiko 2: Die KI-Halluzinationen & die Anwaltshaftung
Generative KI-Modelle sind darauf trainiert, plausibel klingende Texte zu generieren. Sie sind keine Wissensdatenbanken und haben kein Konzept von „Wahrheit“. Dies führt zu einem bekannten Phänomen: KI-Halluzinationen.
Die KI erfindet Fakten, Zitate und sogar ganze Urteile inklusive plausibel klingender Aktenzeichen, die aber nie existiert haben. In den USA sind bereits Fälle bekannt, in denen Anwälte Schriftsätze mit von KI-erfundenen Urteilen bei Gericht eingereicht haben.
Für den deutschen Rechtsanwalt gilt: Er haftet vollumfänglich für eine Falschberatung, die auf einer KI-Halluzination basiert. Die Prüfung und Endkontrolle bleibt eine „höchstpersönliche Leistungserbringung“. Ein Anwalt kann sich vor Gericht niemals darauf berufen, „die KI habe das aber so gesagt“.
Risiko 3: Der kommende EU AI Act
Die regulatorische Landschaft zieht bereits nach. Neue Regulierungen wie der EU AI Act (KI-Verordnung) werden zusätzliche Transparenz-, Dokumentations- und Sorgfaltspflichten für den Einsatz von KI-Systemen mit sich bringen. Der Einsatz von nicht-konformen „Schatten-KI“-Systemen durch einzelne Mitarbeiter wird für Kanzleien zu einem unkalkulierbaren Haftungsrisiko.
Die zwingende Schlussfolgerung: Nur „gekapselte Systeme“ sind eine Option
Diese „toxische Trias“ aus Berufsrecht, Haftung und Datenschutz führt zu einer unumstößlichen Erkenntnis: Die Nutzung von öffentlichen KI-Tools für vertrauliche juristische Arbeit ist tabu.
Die einzig „juristisch saubere Lösung“ ist der Einsatz von „gekapselten Systemen“, die eine private, abgeschlossene Umgebung garantieren. Experten fordern Systeme, die DSGVO-konform arbeiten, Server in Deutschland nutzen und es ermöglichen, KI-Assistenten ausschließlich auf den eigenen, hochgeladenen Dokumenten einer Kanzlei zu trainieren, ohne dass diese Daten jemals die sichere Umgebung verlassen.
Die Metapher ist eindeutig: Juristen dürfen ihre sensiblen Mandantendaten nicht auf die „öffentliche Straße“ (Public AI) tragen. Sie benötigen einen „privaten, digitalen Tresorraum“, in den die KI gebracht wird, um dort sicher zu arbeiten.
4. Praxis-Katalog: 70 KI-Prompts für Juristen
WICHTIGE WARNUNG: Nutzen Sie die folgenden Prompts niemals mit vertraulichen Mandantendaten oder internen Kanzlei-Informationen in öffentlichen KI-Tools (wie der kostenlosen Version von ChatGPT, Claude, etc.). Die folgenden Beispiele dienen ausschließlich zu Trainingszwecken oder zur Anwendung in einer gesicherten, für Kanzleien zugelassenen „Sicheren Hafen“-Umgebung (siehe Abschnitt 5), die Datenschutz und Verschwiegenheit garantiert (wie z.B. docurex KI).
4.1. Juristische Recherche und Analyse
Diese KI-Prompts für Juristen helfen bei der Aufbereitung von Informationen, der Analyse von Rechtsprechung und der Entwicklung von Argumentationslinien.
Urteile und Texte zusammenfassen:
- „Fasse das BGH-Urteil in maximal drei Sätzen zusammen. Was ist der zentrale Leitsatz (Kernaussage)?“
- „Extrahiere die Kernaussagen (Leitsätze) aus dem folgenden Urteilstext.“
- „
EXEC SUMMARY:Erstelle eine Management-Zusammenfassung (max. 100 Wörter) des folgenden juristischen Fachartikels.“ - „
TLDR:Gib mir die zwei wichtigsten Punkte dieses Urteils.“ - „Erkläre die Bedeutung des § 823 Abs. 1 BGB. Liste die fünf Tatbestandsmerkmale auf und gib für jedes ein klares Beispiel.“
- „Was ist der Unterschied zwischen der ‚Minderung‘ (§ 441 BGB) und dem ‚kleinen Schadensersatz statt der Leistung‘ (§ 281 BGB) im Kaufrecht?“
Argumente extrahieren und entwickeln:
- „Analysiere den folgenden Schriftsatz. Extrahiere die drei stärksten Argumente der Klägerseite und die drei schwächsten Punkte der Beklagtenseite.“
- „Ich muss für einen Mandanten argumentieren, dass [Argument X]. Welche juristischen Prinzipien oder Paragrafen (insb. BGB, HGB) könnten diese Position stützen?“
- „Handle als Anwalt der Gegenseite. Mein Argument ist. Formuliere eine juristische Gegenposition, die sich auf stützt.“
- „
FRICTION SIMULATION:Ich vertrete die Ansicht, dass die E-Mail meines Mandanten eine wirksame ‚Annahme‘ i.S.d. § 147 BGB war. Agiere als gegnerischer Anwalt und argumentiere, warum sie lediglich eine ‚invitatio ad offerendum‘ war.“ - „Erstelle eine Pro- und Kontra-Liste für die Einlegung einer Berufung im Fall.“
- „Suche nach juristischer Literatur und Rechtsprechung, die die Auffassung in diesem Text unterstützen.“
- „Formuliere eine juristische Gegenposition zu diesem Text, zitiere dabei (hypothetisch) Literatur und Rechtsprechung.“
Gesetze und Änderungen analysieren:
- „Ich gebe dir den alten und den neuen Text von § [X]. Analysiere die Änderungen und erkläre die praktischen Auswirkungen für einen.“
- „Erkläre die Tatbestandsmerkmale von
STEP-BY-STEP.“ - „Vergleiche § 138 BGB (Sittenwidriges Rechtsgeschäft) und § 134 BGB (Gesetzliches Verbot) anhand von Beispielen.“
- „Welche Auswirkungen hat die aktuelle EU-Richtlinie [Name] auf das deutsche?“
- „Fasse die Kernaussagen des aktuellen Gesetzgebungsverfahrens zu zusammen.“
4.2. Vertragsanalyse und Due Diligence (Der „Sichere Hafen“-Anwendungsfall)
Dies ist ein Kernbereich für KI-Effizienz, insbesondere in einem sicheren VDR. Diese KI-Prompts für Juristen sind komplexer und zeigen den wahren Nutzen im Umgang mit umfangreichen Dokumenten.
Klauseln identifizieren und extrahieren:
- „Durchsuche diesen 50-seitigen Vertrag und identifiziere alle Klauseln, die sich auf ‚Haftung‘ (Liability), ‚Kündigung‘ (Termination), ‚Vertragsstrafe‘ (Penalty) und ‚Gerichtsstand‘ (Jurisdiction) beziehen. Liste sie wörtlich auf.“
- „Extrahiere die ‚Change of Control‘-Klausel aus diesem Gesellschaftervertrag.“
- „Finde alle Definitionen im Vertrag, die sich auf ‚Vertrauliche Informationen‘ beziehen.“
- „Liste alle Zahlungsverpflichtungen und Fristen auf, die in diesem Dienstleistungsvertrag genannt werden.“
- „Identifiziere die ‚Force Majeure‘-Klausel und prüfe, ob sie ‚Pandemien‘ oder ‚Epidemien‘ explizit einschließt.“
Risikoanalyse und Prüfung:
- „Handle als Anwalt des Käufers. Analysiere diesen Kaufvertragsentwurf und identifiziere die 5 größten Risiken oder ‚Red Flags‘ für meinen Mandanten.“
- „Handle als Verbraucherschutzanwalt. Analysiere diese AGB auf Klauseln, die nach deutschem AGB-Recht (§§ 305 ff. BGB) potenziell unwirksam oder unfaire Benachteiligungen (z.B. überraschende Klauseln) für den Kunden darstellen.“
- „Prüfe diesen Arbeitsvertrag auf die Wirksamkeit der nachvertraglichen Wettbewerbsverbotsklausel nach deutschem Recht (§ 74 ff. HGB). Achte auf Dauer, Karenzentschädigung und räumlichen Geltungsbereich.“
- „Analysiere diese NDA-Klausel. Ist sie einseitig (ones-sided) oder gegenseitig (mutual)? Welche Partei wird stärker geschützt?“
- „Identifiziere alle unklaren oder mehrdeutigen Formulierungen (Ambiguitäten) in diesem Vertrag, die zu Streitigkeiten führen könnten.“
- „Vergleiche die Haftungsklausel in diesem Vertrag mit dem gesetzlichen Leitbild des BGB. Weicht sie stark zugunsten einer Partei ab?“
Verträge zusammenfassen und übersetzen:
- „Fasse diesen englischen Mietvertrag auf Deutsch zusammen. Konzentriere dich auf 1. Mietdauer und Kündigungsoptionen, 2. Miethöhe und Nebenkosten, 3. Instandhaltungspflichten.“
- „
ELI5:Fasse diesen komplexen Lizenzvertrag in einfachem Deutsch für meinen Mandanten (einen Software-Entwickler) zusammen. Was darf er tun und was nicht?“ - „Erstelle eine Management-Zusammenfassung (1 Seite) für diesen M&A-Kaufvertrag, die die wichtigsten kommerziellen Eckpunkte (Kaufpreis, Closing-Bedingungen, Haftungs-Caps) hervorhebt.“
- „Erkläre diese ‚Liquidated Damages‘-Klausel in einfachem Deutsch.“
Vertragsentwurf und -vergleich (Erstfassungen):
- Erstelle einen Entwurf für ein einfaches ‚Non-Disclosure Agreement‘ (NDA) nach deutschem Recht. Es soll einseitig (zugunsten des Offenlegenden) sein, eine Laufzeit von 3 Jahren haben und eine Vertragsstrafe von vorsehen.“
- Entwirf eine Standard-Vertragsklausel für einen ‚Eigentumsvorbehalt‚ (§ 449 BGB) für einen B2B-Kaufvertrag.
- „Ich gebe dir Version 1 (alt) und Version 2 (neu) eines Vertragsentwurfs. Vergleiche beide und erstelle eine Tabelle, die alle wesentlichen materiellen Änderungen (Löschungen, Hinzufügungen, Änderungen) auflistet.“
- „Formuliere drei alternative Regelungen für eine Haftungsbegrenzung in einem IT-Projektvertrag (Option 1: leichtfertige Fahrlässigkeit, Option 2: Begrenzung auf Auftragssumme, Option 3: Begrenzung auf Versicherungssumme).“
4.3. Dokumenten- und Schriftsatzerstellung
Diese Prompts unterstützen bei der Gliederung, Formulierung und Erstellung von Memos, Schriftsätzen und anderen juristischen Dokumenten.
Gliederung und Struktur:
- „Erstelle eine Gliederung für einen Klageschriftsatz im Fall. Der Anspruch soll auf gestützt werden.“
- „Entwirf eine Gliederung für ein internes Memo an den leitenden Partner. Thema: ‚Risiken des neuen Gesetzentwurfs X für unseren Mandanten Y‘. Struktur: 1. Zusammenfassung (Management Summary), 2. Hauptrisiken im Detail, 3. Handlungsempfehlungen.“
- „Erstelle die Struktur (Inhaltsverzeichnis) für einen Business Plan zur Gründung einer Anwaltskanzlei.“
- „Gliedere die notwendigen Schritte für eine Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) gemäß Art. 35 DSGVO.“
Formulierung und Umformulierung:
- „Formuliere den folgenden Satz juristisch präzise und in einem höflichen, aber bestimmten Ton für einen Schriftsatz: ‚Sie haben das Geld immer noch nicht bezahlt und ignorieren unsere E-Mails.'“
- „Schreibe den folgenden Text so um, dass er freundlicher und kollegialer ist, ohne die juristische Kernaussage zu schwächen.“
- „Übersetze den folgenden Satz aus ‚Juristendeutsch‘ in klares, verständliches Deutsch: ‚In prozessualer Hinsicht wird die Zulässigkeit der Klage mangels hinreichender Bestimmtheit des Klageantrags gerügt.'“
- „Prüfe den folgenden Text auf Grammatik, Stil und juristische Kohärenz. Schlage Verbesserungen vor.“
- „Entwirf einen einleitenden Absatz für einen Schriftsatz, der die Position des Beklagten bestimmt zurückweist.“
- „Formuliere einen Antrag auf Fristverlängerung beim Gericht. Begründung: Hohe Arbeitsbelastung und krankheitsbedingte Ausfälle in der Kanzlei.“
Erstentwürfe von Dokumenten:
- „Entwirf einen einfachen Gesellschaftervertrag (GbR) für zwei Gründer zu gleichen Teilen. Fokus: Geschäftsführung, Stimmrechte, Auseinandersetzung.“
- „Erstelle einen Entwurf für ein ‚Einfaches Arbeitszeugnis‘ für einen Mitarbeiter.“
- „Entwirf eine ‚Abmahnung‘ im Arbeitsrecht wegen. Nenne den Sachverhalt, die Rüge und die Androhung von Konsequenzen.“
- „Erstelle einen Entwurf für eine ‚Gegenstandswertvereinbarung‘ nach RVG.“
4.4. Mandantenkommunikation und Kanzleimanagement
Diese KI-Prompts für Anwälte helfen, die Kommunikation mit Mandanten zu vereinfachen, zu beschleunigen und zu professionalisieren.
Mandanten-E-Mails und Updates:
- „Entwirf eine E-Mail an einen neuen Mandanten, um ihn willkommen zu heißen. Bestätige die Mandatierung, erkläre die nächsten Schritte und bitte um die Übersendung folgender Dokumente: [Liste].“
- „Entwirf eine E-Mail an einen Mandanten. Informiere ihn, dass das Gericht einen Termin für die mündliche Verhandlung am festgesetzt hat. Erkläre kurz, was das bedeutet und dass wir die nächsten Schritte (Vorbereitung) bald besprechen werden.“
- „Formuliere eine E-Mail, in der du einem Mandanten höflich mitteilst, dass seine Rechtsposition schwach ist und du von einer Klage abrätst. Begründe es kurz mit.“
- „Entwirf eine E-Mail an einen Mandanten, um eine verspätete Antwort zu entschuldigen und ein Update zum Stand zu geben.“
- „Verfasse eine E-Mail zur Anforderung weiterer Informationen. Frage nach [Info 1], [Info 2] und [Info 3] und erkläre kurz, warum diese für den Fall wichtig sind.“
- „Formuliere eine neutrale E-Mail an einen Mandanten, die das Urteil [Ergebnis] zusammenfasst und die Frist für die Berufung nennt.“
„Übersetzungen“ für Mandanten:
- „Übersetze den folgenden Absatz aus einem Urteil in einfaches, verständliches Deutsch (B1-Niveau) für einen Mandanten.“
- „Erkläre einem Laien, was der Begriff ‚Streitverkündung‘ bedeutet und welche Konsequenzen es hat, wenn er nicht reagiert.“
- „Mandantenfrage: ‚Was ist der Unterschied zwischen Gewährleistung und Garantie?‘ Antworte in einer kurzen E-Mail. Verwende eine einfache Analogie.“
- „Fasse den komplexen Sachverhalt in 5 klaren Stichpunkten für ein Briefing mit dem Mandanten zusammen.“
Mahnwesen und Kanzleiorganisation:
- „Erstelle den Entwurf für ein anwaltliches Mahnschreiben (erste Mahnung). Sachverhalt: Mandant [M] hat eine offene Rechnung von an Schuldner für [Leistung]. Rechnungsdatum, Fälligkeitsdatum. Setze eine neue Zahlungsfrist von 10 Tagen.“
- „Formuliere eine zweite, verschärfte Mahnung. Beziehe dich auf die erste Mahnung, setze eine letzte Frist von 7 Tagen und kündige gerichtliche Schritte (Mahnverfahren) an.
- „Entwirf eine Checkliste für das Onboarding eines neuen Mandanten in der Kanzlei (Stammdaten, RVG-Belehrung, Geldwäschegesetz-Prüfung, Aktenanlage).“
- „Erstelle eine Tagesordnung für ein wöchentliches Kanzlei-Meeting (Themen: Neue Mandate, Fristenkontrolle, Wichtige Fälle, Admin).“
- „Entwirf einen Blogbeitrag für die Kanzlei-Website (ca. 500 Wörter) zum Thema ‚Das neue [Gesetzesänderung] – Was Mieter jetzt wissen müssen‘.“
- „Erstelle 5 Social-Media-Posts (LinkedIn) basierend auf dem Blogbeitrag.“
- „Formuliere einen Antwortentwurf auf eine negative Online-Bewertung der Kanzlei. Bleibe professionell, bedauere die Unzufriedenheit und biete ein persönliches Gespräch an, ohne auf Mandatsdetails einzugehen.“
-
Erstelle Vorlagen und Strukturen für die Kanzlei: Checkliste für das Onboarding eines neuen Mandanten (Stammdaten, RVG-Belehrung, Geldwäschegesetz-Prüfung, Aktenanlage).
-
Erstelle eine strukturierte Übersicht aller offenen Forderungen mit Ampelsystem: Grün (0-30 Tage überfällig), Gelb (31-60 Tage), Rot (über 60 Tage). Füge Spalten für Mandant, Schuldner, Forderungshöhe, Fälligkeitsdatum und empfohlene nächste Schritte hinzu.
5. Best Practice: KI sicher in der Kanzlei implementieren – Der „Sichere Hafen“
Der umfassende Prompt-Katalog zeigt das immense Effizienzpotenzial. Abschnitt 3 hat jedoch die existenziellen Risiken der falschen Werkzeuge aufgezeigt. Der „wilde Westen“ – also die unkontrollierte, private Nutzung öffentlicher KI-Tools durch einzelne Mitarbeiter – ist für eine professionelle Kanzlei keine Option.
Kanzleien und Rechtsabteilungen benötigen eine klare Strategie, um KI sicher und Compliance-konform zu implementieren.
Schritt 1: Interne KI-Policy und Schulung (TOMs)
Der erste Schritt sind klare Technische und Organisatorische Maßnahmen (TOMs).
- Erstellung einer KI-Richtlinie: Kanzleien müssen verbindliche Richtlinien (Policies) erstellen. Diese legen fest, welche Tools verboten sind (Blacklisting, z.B. öffentliches ChatGPT) und welche (falls vorhanden) freigegeben sind (Whitelisting).
- Striktes Verbot: Die Richtlinie muss das strikte Verbot der Eingabe von mandantenbezogenen oder vertraulichen Kanzlei-Daten in öffentliche, nicht freigegebene Tools enthalten.
- Mitarbeiterschulung: Alle Mitarbeiter müssen obligatorisch zu den Risiken geschult werden: Datenschutz (DSGVO), Verschwiegenheit (§ 43a BRAO), Haftung durch Halluzinationen und Cybersicherheit.
Schritt 2: Die (fehleranfällige) Krücke der Anonymisierung
Ein oft diskutierter Ansatz ist die Anonymisierung von Daten, bevor sie in eine öffentliche KI eingegeben werden. Ein Anwalt würde also manuell alle Namen, Orte und identifizierenden Daten aus einem Vertrag entfernen, bevor er die KI um eine Zusammenfassung bittet
Das praktische Problem: Dieser Ansatz ist eine fehleranfällige „Krücke“ und keine tragfähige Lösung.
- Ineffizient: Der manuelle Aufwand der Anonymisierung frisst den Effizienzgewinn der KI oft wieder auf.
- Fehleranfällig: Es ist fast unmöglich, komplexe juristische Sachverhalte vollständig zu anonymisieren, ohne dass Rückschlüsse möglich sind (Anonymisierungsrisiko).
- Qualitätsverlust: Die KI verliert den für eine gute Analyse entscheidenden Kontext.
Anonymisierung ist eine Scheinlösung – sie ist das Symptom, das entsteht, wenn man versucht, das falsche Werkzeug (öffentliche KI) für den richtigen Zweck (Effizienzsteigerung) zu nutzen. Die echte Lösung macht Anonymisierung überflüssig.
Schritt 3: Die einzig „juristisch saubere Lösung“ – KI im „Sicheren Hafen“
Die einzige tragfähige und „juristisch saubere Lösung“ besteht darin, ein „gekapseltes System“ zu verwenden, das Compliance, Sicherheit und Funktionalität vereint.
Anstatt die sensiblen Daten zur KI auf einen US-Server zu schicken, bringt dieser Ansatz die KI zu den Daten – in einen hochsicheren, privaten „Sicheren Hafen“ (Safe Harbor).
Der Kontrast zwischen den Ansätzen ist fundamental:
| Feature | Öffentliches KI-Tool (z.B. ChatGPT) | „Sicherer Hafen“ (z.B. docurex KI) |
| Daten-Hosting | USA / Unbekannt. Massives Drittstaatentransfer-Problem. | Deutschland. Hosting in ISO 27001-zertifizierten Rechenzentren. |
| Datennutzung | Daten werden potenziell für globales KI-Training genutzt. | Kein Training. Daten verlassen niemals den privaten, VDR des Kunden. |
| DSGVO/§ 43a BRAO | Massiver Verstoß bei Eingabe von Mandantendaten. | Compliance-konform. Die Daten sind durch den VDR geschützt und verlassen ihn nicht. |
| Haftung (Datenbasis) | KI ist mit dem Internet trainiert; hohes Halluzinationsrisiko. | Kontrolliert. Die KI antwortet nur auf Basis der eigenen Dokumente im VDR. |
| Workflow | Mühsames, riskantes Kopieren und Einfügen von (anonymisierten) Daten. | Integriert. KI „chattet“ direkt mit den Dokumenten im Datenraum. |
Der docurex-Vorteil: KI im Tresorraum
Plattformen wie der Virtuelle Datenraum (VDR) von docurex sind von Grund auf für maximale Sicherheit und Compliance konzipiert. Durch die Integration von KI-Funktionen direkt in diesen hochsicheren VDR wird die „juristisch saubere Lösung“ Realität.
Mit KI-Funktionen wie dem docuKI Chat können Juristen ihre Prompts direkt an ihre eigenen Dokumente im Datenraum richten. Die KI analysiert die Verträge, Memos und Berichte innerhalb des geschützten, ISO 27001-zertifizierten deutschen „Tresorraums“. Kein einziges Byte vertraulicher Information verlässt die sichere Umgebung.
Ein Prompt, der nur im „Sicheren Hafen“ möglich ist:
„Analysiere alle Dokumente im Ordner ‚Due Diligence/Arbeitsrecht‘. Identifiziere alle Geschäftsführer-Verträge und prüfe sie auf nachvertragliche Wettbewerbsverbote. Liste die betroffenen Personen, die Dauer der Verbote und die Höhe der Karenzentschädigung in einer Tabelle auf.“
Diese Art der Analyse ist in einer öffentlichen KI undenkbar, in einem sicheren KI-Datenraum wie docurex jedoch ein revolutionärer Effizienzgewinn.
6. Fazit: Der Jurist als „Prompt Engineer“ – Die Zukunft der Rechtsberatung
Die generative Künstliche Intelligenz wird den Juristen nicht ersetzen. Aber der Jurist, der KI-Kompetenz – insbesondere „Legal Prompting“ – beherrscht, wird den Juristen ersetzen, der diese Technologie ignoriert.
Die Fähigkeit, präzise Anweisungen zu geben, war schon immer das Herzstück juristischer Exzellenz. In Zukunft wird sich diese Fähigkeit auf die Interaktion mit KI-Assistenten erweitern.
Der Erfolg dieser Transformation in Ihrer Kanzlei oder Rechtsabteilung ruht auf zwei fundamentalen Säulen:
- Die Fähigkeit (Skill): Das Erlernen und Meistern des „Legal Prompting“, wie in diesem Leitfaden dargelegt.
- Das Werkzeug (Tool): Die ausschließliche Nutzung einer sicheren, professionellen und Compliance-konformen Plattform, die den höchsten juristischen Anforderungen an Datenschutz und Verschwiegenheit genügt.
Die Zukunft der Rechtsberatung liegt in der intelligenten Kombination von unersetzlicher menschlicher Expertise und hocheffizienter, maschineller Unterstützung. Beginnen Sie damit, Ihre Prompt-Fähigkeiten zu schärfen. Aber – was noch wichtiger ist – stellen Sie sicher, dass Sie dies in einer Umgebung tun, die Ihr wertvollstes Gut schützt: das Vertrauen Ihrer Mandanten.
Lernen Sie, wie der KI von docurex Ihre Due Diligence und Vertragsanalyse in einer hochsicheren, ISO 27001-zertifizierten Umgebung revolutionieren kann.
Testen Sie den docurex Datenraum – den „Sicheren Hafen“ für Ihre sensiblen Dokumente und KI-gestützten Workflows.
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Janina ist Redakteurin in der Redaktion von Text-Center und schreibt außerdem im Blog von Unternehmer-Portal.net .







