Was ist der disruptive Wandel?
Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam fort, zahlreiche Geschäftsprozesse laufen inzwischen automatisiert ab, wir integrieren immer öfter künstliche Intelligenzen in unser Leben und steuern auf autonomes Fahren zu: Ist das gerade ein disruptiver Wandel? In diesem Artikel erläutern wir den Unterschied zwischen kontinuierlicher Veränderung und Disruption und zeigen die Megatrends der Zukunft auf.
Was bedeutet disruptiver Wandel?
Der Begriff „Disruption“ leitet sich vom Englischen „to disrupt„ ab. Übersetzt ins Deutsche bedeutet das so viel wie „stören“, „unterbrechen“, „aufbrechen“ oder auch „zersprengen“. Das Wort disruptiv wird häufig im Zusammenhang mit Produkten, Innovationen und Märkten verwendet. Ein disruptives Produkt kann bestehende Strukturen und Prozesse aufbrechen und diese obsolet machen. Eine alte, auf dem Markt etablierte Lösung wird dann durch eine neue, einfachere, bequemere und günstigere Lösung abgelöst.
Mehr als nur eine Weiterentwicklung!
Eine disruptive Erfindung hat also das Potential den Markt aufzubrechen und auf den Kopf zu stellen. Doch Achtung: Eine disruptive Innovation ist keine einfache Weiterentwicklung eines bereits bestehenden Produktes. Ein disruptives Produkt stellt eine völlig neuartige Entwicklung mit ganz neuen Ansätzen dar.
Kontinuierlicher vs. disruptiver Wandel
Durch die fortschreitende Digitalisierung werden immer mehr Geschäftsprozesse automatisiert. Dieser Trend wird sich nicht umkehren – im Gegenteil – in den folgenden Jahren wird die Digitalisierung noch erheblich zunehmen. Die Automatisierung von Geschäftsprozessen in Unternehmen ist jedoch noch kein disruptiver Wandel dar – es handelt sich immer noch um eine kontinuierliche Veränderung.
Das liegt daran, dass Betriebe über Change-Instrumente verfügen, die es möglich machen, notwendige Veränderungen durchzuführen, ohne dafür gleich das ganze Unternehmen auf den Kopf zu stellen. Doch allein die Digitalisierung der Produkte stellt Firmen bereits vor große Herausforderungen. Nicht nur Prozesse verändern sich, sondern auch Methoden.
Weiters verändern sich auch Produktinnovationszyklen. Diese werden wesentlich kürzer. Beispiel: Eine Digitalkamera, die zuvor vielleicht alle zwei Jahre durch ein neues Modell abgelöst wurde, lässt sich inzwischen alle paar Monate durch Firmware-Updates funktional erweitern. Dasselbe gilt z.B. für den smarten Geschirrspüler, das Fahrzeug oder die Produktionsanalge. Die wesentlich kürzeren Produktinnovationszyklen wirken sich auf fast alle Bereiche wie Entwicklung, Produktion, Beschaffung, Logistik, Qualität und Personal aus.
Wenn Veränderungen angestoßen werden und sich Trends beschleunigen, dann kommen Unternehmen schnell an ihre Grenzen. Eine Firma, die bisher fest am Markt etabliert war, muss plötzlich ihre Organsiation, Regeln und Prinzipien weiterentwickeln und überdenken. Wer konkurrenzfähig bleiben möchte, muss mit den Veränderungen mithalten können. Ein sogenannter „Change of Mind„, also eine Weiterentwicklung des Denkens ist notwendig.
Disruptiver Wandel: Beispiele
Wenn das komplette Geschäftsmodell umgekrempelt werden muss, vollzieht sich ein disruptiver Wandel. So ist das z.B. in der Fotobranche geschehen. Während Menschen früher hauptsächlich Fotos machten, um diese in ihre Fotoalben zu kleben,
Ist mein Modell noch zeitgemäß?
werden Fotos heutzutage hauptsächlich via Smartphone gemacht, um diese über räumliche Grenzen hinweg teilen zu können. Das Geschäftsmodell „Verkauf von Fotoabzügen“ wurde überwiegend obsolet und die Fotobranche stand vor der Herausforderung, ein digitales Geschäftsmodell zu entwickeln.
Die Fahrzeugbranche steht ebenfalls kurz vor einem disruptiven Wandel. Dieser wird sich zwar nicht so schnell vollziehen wie in der Fotobranche, aber dennoch könnte es zu ähnlichen Disruptionen kommen. Wenn z.B. vollautonome Taxis weniger kosten als das eigene Fahrzeug, ist die Veränderung unaufhaltsam. Der Automobil-Markt würde drastisch einbrechen.
Innovationen: kurzfristig überschätzt und langfristig unterschätzt
Die Verbreitung und massenhafte Nutzung von neuen Technologien, Innovationen und Prozessen dauert teils Jahrzehnte, auch wenn der hohe Nutzen bereits bekannt ist. Das Telefon musste beispielsweise vier Mal neu erfunden werden, bevor es sich endgültig durchsetzte und ein disruptiver Wandel erfolgte. Welch grundlegenden Veränderungen solche Erfindungen hervorrufen, wird auf kurze Sicht oftmals überschätzt und auf lange Sicht oftmals unterschätzt. Derzeit gibt es zwar keine empirischen Belege, dass ein disruptiver Wandel stattfindet, der in sehr kurzer Zeit bestehende Prozesse obsolet macht, dennoch ist ein Strukturwandel zu beobachten. Dieser kontinuierliche Prozesse hat bereits vor mehr als 30 Jahren eingesetzt und wird sich in Zukunft sicherlich beschleunigen.
Disruptiver Wandel: Welche Megatrends kommen auf uns zu?
Alles was automatisiert werden und keine menschliche Entscheidung benötigt, wird früher oder später digitalisiert werden. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Arbeitsplätze wie Supermarktkassierer*in oder Kellner*in wegfallen. Der erste Megatrend heißt also Automation. Zu den Megatrends der Zukunft gehören auch die Algorithmen. Diese werden immer ausgeklügelter. Der Kunde ist mit seinen Vorlieben und Neigungen heute schon komplett gläsern. Dieser unaufhaltsame Trend heißt prediction.
Der dritte Megatrend ist Künstliche Intelligenz. Wir unterhalten uns im Chat und haben keine Ahnung mehr, dass wir uns eigentlich mit KI unterhalten. KI’s wie Alexa erledigen kleine Alltagsaufgaben für uns und führen Befehle aus (z.B.: „Alexa, spiel den Song XY„).
Disruptiver Wandel: Völlig neue Kundenerwartungen
Die eben genannten Trends werden zudem eine Revolution der Kundenerwartungen anstoßen. Schon heute sind Kunden viel bequemer als noch vor einem Jahrzehnt. Kunden wollen nicht mehr ewig über ein Produkt grübeln, sondern erwarten Antworten auf ihre Fragen auf Knopfdruck. Warteschleifen im Kundenservice gehören schon bald der Vergangenheit an. Chat-Bots und intuitive Bedienungen sind die Zukunft. Jene Unternehmen, die diese Trends als erste umsetzen, werden künftig die Nase vorne haben.
Was darf mein Kunde erwarten?
In Zukunft wird auch der Hunger nach echten Erlebnissen immer weiter ansteigen. Algorithmen und KI werden unsere Emotionen nämlich nie verstehen können. Deshalb werden auch Dinge wie die optimale Customer Journey immer wichtiger werden. Diese Anforderungen können jedoch nur Menschen erfüllen. Dafür werden ausgebildete Spezialisten benötigt, die das perfekte Erlebnis für den Kunden kreieren.
Ein bedenklicher Gegentrend: Auch, wenn Roboter uns in Verhalten und Aussehen immer ähnlicher sind, nähern auch wir uns den Robotern immer mehr an. Anstatt sich im Restaurant angeregt zu unterhalten, blicken viele Paare inzwischen öfter auf ihr Handy. Kommunikationsdefizite und Sprachverarmung sind die gravierenden Folgen. Deswegen muss es künftig auch intensive Fortbildungsoffensiven bei Mitarbeitern und Dienstleistern geben.
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