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Was versteht man unter dem FIFO-Verfahren?

FIFO ist in der Warenwirtschaft die Abkürzung für first in – first out: Die Güter oder Vorräte, die als erstes ins Lager kommen, werden auch als erstes wieder verbraucht und verlassen damit das Lager. Das FIFO-Verfahren ist somit ein Verbrauchsfolgeverfahren. Hier erfahren Sie, wie FIFO genau definiert wird, was die Unterschiede zwischen periodischem und permanentem FIFO sind und wie das Verfahren im Handelsrecht bewertet wird.

Definition

First in – first out, oder kurz: FIFO, bezeichnet jene Verfahren der Speicherung von Waren, bei denen die zuerst gespeicherten auch wieder zuerst entnommen werden. Dieses Verfahren wird gelegentlich auch Warteschlange genannt. Dieses sogenannte Verbrauchsverfolgeverfahren ist im HGB gesetzlich verankert.

Ein einfaches Rechenbeispiel:

Zu Beginn befinden sich 400 Einheiten zu einem Preis von 4 Euro im Lager, später kommen 600 Einheiten zu 5 Euro dazu. Verkauft werden anschließend 800 Einheiten.

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Welche Rechnung kommt zuerst?

Der Restbestand sind 400 + 600 – 800 = 200 Einheiten.
Mittels FIFO-Verfahren lässt sich ermitteln, welchen Wert dieser Restbestand hat. Da zuerst die am längsten gelagerten Einheiten verbraucht werden, sind die aktuellen Einheiten noch im Lager. Der jüngste Bestand stammt aus der Lieferung der 600 Einheiten. Aus dieser Zeit stammen also die verbliebenen Einheiten und kosten also 5 Euro pro Stück. Der Wert des restlichen Bestandes ist demnach 200 x 5 Euro = 1.000 Euro.

Was sind die Unterschiede zwischen periodischem und permanentem FIFO?

Permanentes FIFO: Die Ermittlung des Wertes erfolgt direkt nachdem die Einheiten wieder aus dem Lager entnommen werden, also ständig.
Periodisches FIFO: Die Ermittlung des Wertes erfolgt erst am Ende der Periode. Mit beiden Verfahren lässt sich der Wareneinsatz berechnen.

Vorteile des FIFO-Verfahrens

Werden die zuerst ins Lager eingebrachten Bestände auch wieder zuerst entnommen, bleibt die Qualität hoch. Bleiben dagegen Einheiten zu lange im Lager, können damit zahlreiche Probleme auftreten. Das FIFO Verfahren
wird in folgenden Fällen genutzt:
  • Die Einheiten werden an mehreren Stationen benötigt.
  • Die einzelnen Produktionsschritte lassen sich technologisch nicht verketten.
  • Ein Teilbereich der Produktion arbeitet schneller als der darauf folgende.
  • Sinken die Preise, kann mit Hilfe des FIFO-Verfahrens ein höherer Gewinn erzielt werden.

Die Lagerstrategie legt eine sinnvolle Reihenfolge der Bestände fest, sowie eine Obergrenze des Bestandes bei Prozessen, die aufeinander folgen. Kommt es zu einem Fehler, lässt sich leicht herausfinden, wo dieser entstanden ist. Das FIFO-Verfahren verhindert, dass das Haltbarkeitsdatum bei Lebensmitteln überschritten oder Material altert und somit unbrauchbar wird. Bei diesem Verfahren verbleibt jede Einheit so kurz wie möglich im Lager.

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Welche Lagerstrategie ist sinnvoll?

Damit bleiben die Lebensmittel frisch, auch andere gelagerte Waren oder Material können nicht altern oder rosten. Bei einer chaotischen Lagerung könnte es andernfalls passieren, dass Einheiten oder Waren in eine hintere Position geraten und dort nicht auffallen. Bei dem FIFO-Verfahren dagegen ist dies unmöglich. Wird dazu eine moderne Bereitstellung des Materials genutzt, können die Mitarbeiter die entsprechenden Teile ohne großen Aufwand entnehmen. Sogenannte Durchschieberegale sind für dieses Verfahren hervorragend einsetzbar. Ebenso gibt es entsprechende Transportförderwagen.

Wie erfolgt die Bewertung per Handelsrecht?

Im § 262 Absatz 1 Nr. 3 des HGB ist festgehalten, dass sämtliche Schulden und Vermögensgegenstände im Jahresabschluss einzeln zu erfassen und bewerten sind. Das FIFO Verfahren als Bewertungsvereinfachungsverfahren erlaubt eine Ausnahme, nachzulesen in § 256 HGB. Bei diesem Verfahren sind die jüngsten Zugänge noch im Lager vorhanden, jedenfalls dann, wenn nicht alles aufgebraucht ist. Weil das Ergebnis am Ende der Periode gleich bleibt, kann die Wertermittlung sowohl periodisch als auch permanent erfolgen.
Ein Verbrauchsfolgeverfahren wie das FIFO-Verfahren eignet sich daher zur Vereinfachung der Bewertung bei veränderlichen Preisen bei der Beschaffung. Mit ihm lassen sich gleichermaßen bilanzpolitische Ziele verfolgen und hohe Gewinne ausweisen. Da die zuerst ins Lager gelangten Einheiten auch zuerst verbraucht werden, lassen sie sich in der GuV als Aufwand verbuchen. Am Ende des Jahres sind daher im Lager nur noch die zum Schluss gelieferten Einheiten vorhanden. Diese bewertet man schließlich mit den Einstandspreisen. Steigen die Preise gleichmäßig, können Sie stillen Reserven in der Regel aus dem Weg gehen. Sinken die Preise jedoch gleichmäßig, muss die Wertminderung unter Umständen Berücksichtigung erfahren.

Jahresabschluss mit FIFO-Verfahren möglich

Den Wert von gleichen Waren oder Einheiten kann man nach den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung nach dem FIFO-Verfahren ermitteln. Damit lässt sich dieses Verfahren auch auf den Jahresabschluss anwenden. Trotzdem gilt: Auch, wenn das FIFO-Verfahren nach dem HGB zulässig ist, kann es nicht steuerrechtlich gelten.

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Welche Lagerart liegt nun vorne?

Hier ist nur das LIFO-Verfahren zulässig. Das Verfahren ist verboten, lediglich bei der Silo-Lagerung oder anderen Lagerarten, bei denen zweifelsfrei nachgewiesen wird, dass tatsächlich nur FIFO gelten kann, ist eine Ausnahme in Ordnung. Steuerrechtlich ist dagegen nur das LIFO-Verfahren erlaubt, bei dem die zuletzt eingelagerten Waren oder Einheiten zuerst wieder aus dem Lager entnommen werden.

Fazit FIFO-Verfahren

Bei diesem Verfahren entfernt man die zuerst eingelagerten oder produzierten Einheiten auch als erste wieder aus dem Lager. Daher lässt sich bei der Inventur über die zuletzt getätigten Zugänge auch der Endbestand nach Einkaufspreis ermitteln. Allerdings darf man das Verfahren nur nach dem Handelsrecht, nicht jedoch nach dem Steuerrecht anwenden. In der Lagerwirtschaft kommt dagegen das FIFO-Verfahren häufig zur Anwendung. Damit ist sichergestellt, dass die am längsten gelagerten Waren immer als erste nutzbar sind. In der Prozessoptimierung
der Produktion hilft das Verfahren, einzelne Prozesse besser aufeinander abzustimmen und zu verknüpfen. Hier helfen Transportförderwagen, den Zulauf der Waren zu steuern. Auch in der Informatik nutzt man das Verfahren bei der Speicherung von Daten. Diese lassen se sich in einer Warteschlange ablegen und in der entsprechenden Reihenfolge wieder aufrufen. Das geschieht in der gleichen Reihenfolge wie die, die zuvor bei der Speicherung aktuell war.